Patientenkolloquium 2021
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Wissenschaftler der Universitäten Bonn und Düsseldorf haben ein neues wichtiges Haarausfall-Gen entdeckt. Die Forscher untersuchten in ihrer Studie mehr als 500.000 Stellen im menschlichen Erbgut. Dabei stießen sie auf eine Genvariante, die bei kahlköpfigen Männern deutlich häufiger vorkommt als bei Kontrollpersonen. Die Ergebnisse erscheinen in der kommenden Ausgabe der Zeitschrift „Nature Genetics“ und sind ab dem 12.10. 19 Uhr online abrufbar (doi: 10.1038/ng.228). Schon 2005 hatten dieselben Wissenschaftler ein erstes Haarausfall-Gen identifiziert, das über die Mutter vererbt wird. Darum schlagen Männer in punkto Haarausfall oft nach ihrem Großvater mütterlicherseits. Das neu entdeckte Gen erklärt dagegen Ähnlichkeiten in der Hauptbehaarung zwischen Vater und Sohn.
Die Forscher hatten das Erbgut von knapp 300 Männern mit starkem Haarausfall genauer unter die Lupe genommen. Dazu untersuchten sie mehr als 500.000 Informationsschnipsel im Genom ihrer Probanden. An zwei Stellen stimmte die Erbinformation bei kahlköpfigen Männern auffällig häufig überein – ein deutlicher Hinweis darauf, dass die dort liegenden Gene etwas mit dem Haarverlust zu tun haben. „In einer dieser auffälligen Regionen liegt das Gen für den Androgen-Rezeptor“, erklärt Dr. Axel Hillmer vom Bonner Forschungszentrum Life&Brain. „Wir wussten bereits aus einer vorherigen Studie, dass der Rezeptor beim Haarverlust eine Rolle spielt. Die andere Stelle ist aber neu.“
Es ist erst die zweite Erbgut-Region, die zweifelsfrei mit dem vorzeitigen Haarverlust in Verbindung gebracht werden kann. „Wir versuchen nun herauszufinden, welche Funktion das betroffene Gen beim Haarwachstum übernimmt“, sagt der Bonner Wissenschaftler Dr. Felix Brockschmidt. „Erst dann werden wir wissen, ob sich hierdurch neue Möglichkeiten für die Therapie des männlichen Haarausfalls ergeben.“
An der Untersuchung waren die Arbeitsgruppen von Professor Dr. Markus Nöthen (Institut für Humangenetik und Life & Brain-Zentrum der Universität Bonn) sowie Privatdozent Dr. Roland Kruse (Universitätsklinikum Düsseldorf) beteiligt. Über mehrere Jahre hatten die Wissenschaftler bundesweit Blutproben von Betroffenen gesammelt. Die Forscher konnten ihren Befund inzwischen bei weiteren betroffenen Männern aus Deutschland und Australien bestätigen.