Patientenkolloquium 2021
Auch in diesem Jahr lädt das UKB zum monatlichen Patientenkolloquium „Unimedizin für Sie“ ein. Alle wichtigen Informationen dazu finden Sie 〉 hier.
Professor Dr. Henning Boecker leitet die neue Arbeitsgruppe für „Klinische Funktionelle Neurobildgebung“ an der Radiologischen Klinik des Universitätsklinikums Bonn. Im Rahmen der kürzlich von der Firma Philips gestifteten Professur geht der 40-jährige Neurologe dem komplexen Zusammenspiel zwischen Sinneswahrnehmungen und der Steuerung von Bewegungsabläufen im Gehirn auf den Grund. Seine bisherige wissenschaftliche Laufbahn führte den Hirnforscher von Jülich über Göttingen an das Hammersmith Hospital in London. Zuletzt forschte der Vater von zwei Kindern am „Neurozentrum Funktionelle Bildgebung“ der Technischen Universität München.
Das Gehirn ist in seinem Wechselspiel mit der Umwelt viel leistungsfähiger als die besten Computer oder Roboter. „Doch wir verstehen - selbst bei alltäglichen Aufgaben - bisher nur sehr wenig von dem komplexen Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Hirnarealen“, sagt Professor Boecker. Der Bonner Forscher möchte dem menschlichen Gehirn mittels modernster bildgebender Verfahren eines seiner vielen Geheimnisse entreißen: Wie steuert der Kopf die für unsere Alltagsabläufe so wichtige Motorik? Die Fingerbewegungen beispielsweise beim Klavierspielen sind genau aufeinander abgestimmt. Doch wie koordiniert unser Gehirn das zeitliche und räumliche Zusammenspiel, und welche Hirnregionen entscheiden über das „Wann“ und „Wie“ solcher Präzisionsbewegungen? Zudem erforscht er, welchen Einfluss akustische Sinnesinformationen auf die Steuerungsprozesse haben und wie das Gehirn erlernte motorischer Abläufe auf sich rasch ändernde Umweltbedingungen oder neue Zusammenhänge anpasst.
Ausgehend von ganz alltäglichen Beobachtungen legt Professor Boecker auch ein Augenmerk auf verzwickte Bewegungsvorgänge, die ein erhebliches Maß an Planung und Voraussicht erfordern. Ein Mensch möchte beispielsweise einen Fisch im glasklaren Wasser fangen. „Sein Gehirn muss dabei in der Planungsphase sowohl die weitere Vorwärtsbewegung des Fisches vorhersehen, als auch die Lichtbrechung an der Wasseroberfläche mit einkalkulieren. Nur so hat er eine Chance, den Fisch zu erbeuten“, sagt Professor Boecker.