Patientenkolloquium 2021
Auch in diesem Jahr lädt das UKB zum monatlichen Patientenkolloquium „Unimedizin für Sie“ ein. Alle wichtigen Informationen dazu finden Sie 〉 hier.
Verengungen der Beinarterien können unbehandelt schwere Folgen haben, die bis zur Amputation reichen. Entsprechend wichtig ist die frühzeitige korrekte Diagnose des Leidens, das im Volksmund auch unter dem Namen „Schaufensterkrankheit“ bekannt ist. Das bislang beste Diagnoseverfahren ist aber nicht ungefährlich. Mediziner der Universität Bonn haben nun in der Fachzeitschrift „Radiology“ eine Alternative vorgestellt. Das neue Verfahren ist weniger riskant, scheint aber laut ihrer Studie ebenso sichere Ergebnisse zu liefern.
Die Durchblutungsstörung äußert sich zunächst oft ganz unspektakulär mit kalten Füßen. Später kommen bei längeren Wanderungen krampfartige Schmerzen hinzu. Schließlich treten die Beschwerden schon bei kurzen Spaziergängen auf. Die Betroffenen müssen dann anhalten, bis die Schmerzen abgeklungen sind. Aus Scham oder zur Ablenkung erfolgen diese Stopps häufig an Schaufenstern, daher der Name „Schaufensterkrankheit“.
Ursache sind oft Verengungen der Beinarterien. Sie schränken die Blutversorgung der Muskulatur drastisch ein. Durch radiologische Verfahren lassen sich diese Blockaden sichtbar machen. „Methode der Wahl ist dabei die digitale Substraktions-Angiographie, abgekürzt DSA“, erklärt der Bonner Oberarzt Dr. Winfried A. Willinek. Dabei machen die Ärzte in der Leiste einen kleinen Einschnitt. Durch diese Öffnung schieben sie einen Katheter in die betroffene Beinarterie, bis sie die mutmaßliche Stelle des Engpasses erreichen. Indem sie nun über den Katheter ein spezielles Kontrastmittel geben, können sie Lage und Ausmaß der Verengung im Röntgenbild sichtbar machen. Das Problem dabei: „Die Methode ist nicht ganz ungefährlich“, betont Willinek. „Beispielsweise kann der Katheter Ablagerungen von der Arterienwand schaben. Diese können dann mit dem Blutstrom in andere Gefäße gelangen und sie verschließen. Eine derartige Embolie kann lebensgefährlich werden.“
Als Alternative bietet sich die Injektion des Kontrastmittels in die Vene an. Dabei kann auf einen Katheter verzichtet werden. Außerdem besteht nicht die Gefahr unangenehmer Blutungen aus der punktierten Beinarterie. Der Blutstrom schwemmt das gegebene Mittel in kurzer Zeit zur betroffenen Arterie. Wenn es dort die Engstelle passiert, wird diese im Kernspin-Tomographen sichtbar. Allerdings verdünnt sich das Kontrastmittel bei seiner Reise durch den Körper. Die Bilder wirken „verwaschen“; sie erlauben daher keinen so genauen Aufschluss über Ausmaß und Lage der Blockade. „Dazu kommt, dass die Nieren das Kontrastmittel schnell wieder herausfiltern“, ergänzt Willinek. „Nur bei der ersten Passage des Mittels durch den Engpass entstehen brauchbare Aufnahmen.“
Der Privatdozent an der Bonner Radiologischen Klinik hat daher zusammen mit Kollegen aus der Gefäßchirurgie ein neuartiges Kontrastmittel erprobt. Die Substanz bindet reversibel an das Blutprotein Albumin und bleibt so weitaus länger im Körper, bevor es von den Nieren herausgefischt wird. Auf diese Weise werden gewissermaßen längere „Belichtungszeiten“ möglich. Die so erzielbaren Aufnahmen sind somit weitaus kontrastreicher.