Patientenkolloquium 2021
Auch in diesem Jahr lädt das UKB zum monatlichen Patientenkolloquium „Unimedizin für Sie“ ein. Alle wichtigen Informationen dazu finden Sie 〉 hier.
Das Herz schlägt bis zum Hals und der Atem rast: Viele Musiker leiden unter extremem Lampenfieber. Die Angst vor dem Auftritt kann so groß werden, dass sie sogar Karrieren zerstört. Hilfe finden Betroffene jetzt am Universitätsklinikum Bonn. Dort gibt es seit kurzem deutschlandweit die erste Lampenfieberambulanz speziell für Musiker.
So mancher Musiker braucht das Prickeln vor dem Auftritt, um brillant zu sein. Doch andere entwickeln eine solche Angst davor, den falschen Ton zu treffen oder aus dem Takt zu kommen, dass sie vor lauter Nervosität nicht mehr auftreten können. Denn ein Fehler lässt sich nicht durch Improvisation überspielen und ist so für den Zuhörer auf jeden Fall hörbar. Schätzungsweise jeder zweite Berufsmusiker leidet unter Lampenfieber. Dem Sänger versagt die Stimme, der Bläser hat einen trockenen Mund und dem Geiger zittert die Bogenhand – jede Musikergruppe hat ihr spezielles Problem.
Doch die Ursache ist für alle gleich, weiß Dr. Déirdre Mahkorn, Oberärztin an der Bonner Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie: „Es sind leistungsorientierte Perfektionisten mit hohem Ehrgeiz. Sie sind mit sich selbst zu streng und hadern im Rückblick über jeden Fehler.“ Es entsteht ein Teufelskreis: Das Scheitern wird vorweggenommen, obwohl es noch gar nicht passiert ist. Dadurch erhöht sich die Angst vor dem Auftritt.
Über die Jahre kann das Lampenfieber immer stärker werden. Manche Musiker greifen dann auch zu Alkohol, Drogen oder Beta-Blockern, die das Herzrasen senken. Irgendwann ist eventuell sogar der Punkt erreicht, an dem der Künstler nicht mehr seinen Beruf ausüben kann. Auch Studenten können bereits ein so starkes Lampenfieber allein vor dem Vorspielen vor Mitstudenten, Lehrern oder für ein Engagement entwickeln, dass sie das Studium abrechen und sich nach einem anderen Beruf umsehen.