Nachhaltigkeit - KAI Green Team
Nachhaltigkeit im Krankenhaus
Das gesellschaftliche Bewusstsein für Nachhaltigkeit ist in den letzten Jahren gestiegen. Dieser Entwicklung trug die Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin (KAI) mit der Gründung des „Green Team“ unter der Leitung von Herrn Prof. Coburn Rechnung. Hauptziel der interprofessionellen Gruppe ist das Thema Nachhaltigkeit in den klinischen Fokus zu stellen, um Arbeitsprozesse nach den 5-R der Nachhaltigkeit (Recycle, Reduce, Reuse, Refuse, Rethink) zu gestalten. In einem ersten Projekt konnte das Green Team der KAI die Emissionen durch volatile Anästhetika, die als hochpotente Treibhausgase wirken, innerhalb eines halben Jahres um knapp 100 t CO2-Äquivalente senken. Stets werden unsere Projekte wissenschaftlich begleitet. Ergänzend dazu möchten wir das zukünftigen medizinischen Personal bereits während der Ausbildung für das Thema „Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen“ sensibilisieren.
Bei Rückfragen oder Interesse an weiterführenden Informationen sowie Kooperationen, können Sie gerne Kontakt mit Herrn Philippe Kruse aufnehmen.
Leitung/Ansprechpartner: PD Dr. med. Se-Chan Kim
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Weitere wichtige Mitarbeiter
Dr. med. Birgit Bette (E-Mail: Enable JavaScript to view protected content.)
Philippe Kruse (E-Mail: Enable JavaScript to view protected content.)
Birgit Rogos (E-Mail: Enable JavaScript to view protected content.)
Stefan Boskovic (E-Mail: Enable JavaScript to view protected content.)
Forschungsschwerpunkt
Die Gestaltung einer emissionsarmen und klimaneutralen Anästhesie ist die zentrale wissenschaftliche Fragestellung unserer Arbeit. Die weltweite Klimakrise ist - wie ebenfalls das IPCC im Weltklimabericht sowie die Autoren des Panels "Countdown on health and climate change" vom The Lancet - einer der herausragenden Herausforderungen für die Gesellschaft im 21. Jahrhundert. Ziel ist die Erarbeitung von Konzepten und Maßnahmen, um die Emissionen von Treibhausgasen durch den routinemäßigen Einsatz von volatilen Anästhetika auf ein Minimum zu reduzieren. Neben von Minimal-Flow sowie Metabolic-Flow setzten wir einen Schwerpunkt auf die Entwicklung von Verfahren für die Wiedergewinnung sowie das Recycling der volatilen Anästhetika. Darüberhinausgehend beschäftigen wir uns mit der Frage, wie im operativen Bereich, der einen der ressourcenintensivsten Bereiche darstellt, eine Kreislaufwirtschaft etabliert werden kann. Bei unseren Projekten verfolgen wir einen translationalen Ansatz. Das zukünftige Ziel ist der Aufbau eines fächerübergreifenden Forschungsnetzwerks.
Aktuelle Forschungsprojekte
Klinische Einsatz von Minimal-Flow/Metabolic Flow
Reduktion an Emissionen aus volatilen Anästhetika
Erstellung von Life-Cycle Assessements
Erarbeitung von Kreislaufwirtschaften anästhesiologisch genutzter Materialien
Implementierung eines Abfallkonzeptes für den operativen Bereich
Einsatz von recycelbaren Materialien
Preise/Auszeichnungen
- Postervorstellung DAC 2021
- Fördertopf Nachhaltigkeit des medizinischen Dekanats
Stellenangebote(Doktorandenstellen): Bei interesse an einer medizinischen Doktorarbeit nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf
Für unser neustes Projekt, das den Namen „ShrinkMyTrash“ trägt, konnten wir Ende vergangenen Jahres eine Förderung durch den Nachhaltigkeitsfördertopf der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn einwerben. In Deutschland werden täglich fünf bis sechs Kilogramm Abfall pro Krankenhausbett produziert. Damit stellt nicht nur die anfallende Abfallmenge eine Umweltbelastung dar, sondern auch deren unsachgemäße Entsorgung. Hier setzt unser Projekt „ShrinkMyTrash“ an. Ziel ist es die Verbesserung der Abfallentsorgung auf der ersten Meile zu verbessern. Das Projekt besteht aus zwei ineinander greifenden Maßnahmen.
Die erste Maßnahme umfasst die Implementierung einer flächendeckenden, fachgerechten Entsorgung im klinischen Bereich. Hierdurch soll zum einem die Recyclingquote erhöht, zum anderen eine sichere, umweltschonende Entsorgung von Medikamenten etabliert werden. Bei Medikamenten ist unbedingt ein Übertreten ins Grundwasser zu verhindern, weil es sich häufig um umwelttoxische Substanzen handelt. Als relevante Substanz für die Anästhesie ist Propofol auf Grund seines hohen PBT-Index (Persistenz, Bioakkumulation und Toxizität) anzuführen. Eine weitere wichtige Medikamentenklasse sind Antibiotika, die in nahezu allen medizinischen Bereichen zum Einsatz kommen. Neben einer unzureichenden Infrastruktur stellt fehlendes Wissen ein häufiges Hindernis für eine sachgemäße Entsorgung in der klinischen Praxis dar. Daher werden begleitende Fortbildungsmaßnahmen und Informationsmaterialien erstellt. Neben der Nutzung bereits etablierter Kommunikationskanäle wie der Mitarbeiterzeitung „ukb mittendrin“ und dem Intranet, werden wir ebenfalls die Möglichkeiten der neuen digitalen Medien nutzen. Hierfür streben wir Kooperationen mit anderen Instituten und Abteilungen am UKB an.
Die zweite Maßnahme von „ShrinkMyTrash“ umfasst die wissenschaftliche Analyse. Zum einem wird ein Vorher-Nachher Vergleich durchgeführt. Zum anderen werden die ökologischen Effekte durch ein Life-Cycle- Assessments mit der Software GaBi analysiert.
Die hierbei gewonnen Erkenntnisse sollen einen nachhaltigen Erfolg sicher stellen.
Langfristiges Ziel ist es als Vorbild für andere Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen zu dienen.
Ein Interview mit Prof. Mark Coburn zum Thema Nachhaltigkeit im OP im Deutschlandfunk.
Atemkalk dient bei der Anwendung der Narkoserückatmungtechnik dazu, Kohlendioxid aus der Ausatemluft des Patienten zu entfernen. Er enthält im Wesentlichen Calciumdihydroxid (CaOH2), aber auch Natriumhydroxid (NaOH) und Calciumchlorid (CaCl2). Aufgrund seiner chemischen Zusammensetzung zählt Atemkalk zu den „gefährlichen Abfällen“ und muss gemäß Abfallschlüssel (AS) 180106 entsorgt werden. Der Nutzer ist gesetzlich zur rechtssicheren Entsorgung und Nachweis der korrekten Entsorgung verpflichtet. Die in der Anästhesie eingesetzten Atemkalk-Kartuschen müssen ab einer CO2 Konzentration von 1 %, spätestens nach 4 Wochen gewechselt werden. Die Klinik für Anästhesie und Operative Intensivmedizin (KAI) verbraucht im Jahr ca. 3000 dieser Kartuschen. Bei einem Füllgewicht von ca. 1,75 kg ergibt das im Jahr ca. 5 Tonnen Sondermüll.
Die Firma Dräger, Hersteller der meisten in der KAI genutzen Narkosegeräte, bietet aktiv die Möglichkeit der Kreislaufwirtschaft einiger ihrer Produkte an. So können benutzte Atemkalk –Kartuschen zurückgenommen und demontiert werden. Der nach einem der Aufarbeitungsprozess entstandene Kalk kann dann z.B. als Bodenverbesserer der Landwirtschaft zur Verfügung gestellt werden.
Das Green Team (GT) der KAI möchte diese Möglichkeit des Upcyclings nutzen und das Projekt wissenschaftlich begleiten. Dabei soll sowohl die Anwenderfreundlichkeit des Verfahrens und seine Effizienz überprüft werden, als auch der ökologische wie ökonomische Benefit im Vergleich zum früheren Vorgehen untersucht werden. Das Projekt soll als Leuchttum –Projekt fungieren und bei positiven Ergebnissen auf andere Kliniken übertragen werden. Wir sind sehr dankbar, dass unsere Arbeit hierzu über den „Fördertopf Nachhaltigkeit“ des medizinischen Dekanats gefördert wird!