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Depression bei Epilepsie

 

Nichts beeinträchtigt die Lebensqualität so sehr wie eine über Tage und Wochen anhaltende, bedrückte Stimmungslage.

 

Hier finden Sie die wichtigsten Informationen zum Thema Depressionen und Epilepsie. Schauen Sie unser Youtube-Video zum Thema an oder lesen Sie auf dieser Seite weiter.

Patienteninformationen Epilepsie und Depression

Hier klicken um das Video "Epilepsie und Depression" auf YouTube anzusehen.

 

In einer umfangreichen Fragebogenerhebung fanden wir bei etwa 30% unserer stationären Patientinnen und Patienten Hinweise auf eine depressive Stimmungslage. Die Betroffenen fühlen sich bedrückt und hoff­nungslos, sie verlieren die Lust an Dingen, die ihnen früher Freude gemacht haben. Sie haben keine Energie für positive Aktivitäten, sie ziehen sich von Aktivitäten zurück. Die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Familien wird durch eine Depression stark beeinträchtigt. Bei schätzungsweise der Hälfte dieser Menschen lag eine behandlungsbedürftige Depression vor.

Mit dem folgenden Kurzfragebogen können Sie abschätzen, ob bei Ihnen eine klinische Depression vorliegen könnte.

Wie geht es Ihnen - bezogen auf die letzten zwei Wochen?

 

oft oder ständig

manchmal

selten

nie

Das Leben ist ein einziger Kampf.

4

3

2

1

Alles, was ich mache, ist falsch.

4

3

2

1

Ich fühle mich schuldig.

4

3

2

1

Ich wäre besser tot.

4

3

2

1

Ich bin frustriert.

4

3

2

1

Es fällt mir schwer, an etwas Freude zu haben.

4

3

2

1


Addieren Sie bitte die Punktwerte: ____

Ein Gesamtwert über 15 ist ein Hinweis auf das mögliche Vorliegen einer Depression. Bitte sprechen Sie mit Ihrem Arzt!

Quelle: NDDI-E, Gilliam et al. (2006)

 

In sehr seltenen Fällen ist die Hirnerkrankung, die der Epilepsie zugrunde liegt (z.B. eine limbische Enzephalitis), auch direkt für eine Depression oder andere psychiatrische Symptome (wie erhöhte Angst) verantwortlich. Vor und nach epileptischen Anfällen kann die Stimmungslage sehr stark beeinträchtigt sein. Und auch manche Epilepsiemedikamente können die Stimmung spürbar verändern. Angehörigen fällt dies oft eher auf als den Betroffenen selbst, z.B. wenn ein neues Medikament eindosiert wurde.

Meistens jedoch entstehen Depressionen durch das Zusammenspiel zwischen der Persönlichkeit, der Stimmungsveränderung vor oder nach Anfällen und den Folgen der Epilepsie in der jeweiligen Lebenssituation, z.B. bei Arbeitsplatzverlust und Existenzsorgen, Problemen in der Partnerschaft, fehlendem Führerschein usw.

Insbesondere bei Personen, bei denen keine vollständige Anfallskontrolle erreicht werden kann, sollten die Lebensqualität und die emotionale Befindlichkeit sorgfältig im Blick behalten und bei der Therapieplanung berücksichtigt werden.

Auch (hirngesunde!) Eltern von Kindern mit Epilepsie leiden infolge der hohen Belastung durch die Erkrankung des Kindes deutlich häufiger an Depressionen als die Normalbevölkerung. Dies ist ein Phänomen, das sich generell bei Angehörigen von chronisch Erkrankten feststellen lässt.

Sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Arzt, wenn Sie ungewöhnliche Veränderungen Ihrer Stimmung feststellen. Eventuell kann bzw. muss die medikamentöse Epilepsietherapie im Hinblick auf Ihr psychisches Befinden verbessert werden.

Was hilft Epilepsiepatientinnen und -patienten dabei, psychisch stabil zu bleiben, trotz der Herausforderungen und Folgen, die die Erkrankung mit sich bringen?

  • Lassen Sie sich von der Erkrankung niemals das Gefühl der Selbstbestimmung nehmen. Treffen Sie alle wichtigen Entscheidungen immer selbst.

  • Leben Sie so normal wie möglich. Suchen Sie gezielt nach neuen Möglichkeiten, wenn die Epilepsie Ihnen bestimmte Wege verstellt hat.

  • Nehmen Sie weiterhin an Aktivitäten teil, die Ihnen immer viel Freude gemacht haben, auch wenn dabei unter Umständen ein Anfall auftreten könnte (z.B. Konzertbesuch). Nur beim Autofahren und Schwimmen sind die Risiken absolut nicht vertretbar, solange Anfälle auftreten könnten.

  • Informieren Sie sich, fragen Sie Experten, wenn Sie etwas nicht verstanden haben, suchen Sie im Internet nach hilfreichen Erklärungen – aber grübeln Sie nicht über die Epilepsie. Denken Sie nicht zu viel über die Epilepsie nach!

  • Verbringen Sie viel Zeit mit den Menschen, die Ihnen viel bedeuten. Suchen Sie sich Hobbies, die Sie mit anderen teilen können. Vielleicht finden Sie in einer Epilepsie-Selbsthilfegruppe erfahrene Weggefährten und Freunde. Sportliche und kreative Aktivitäten, aber auch ehrenamtliche Tätigkeiten geben vielen Menschen Kraft.

  • Und schließlich: Sprechen Sie Ihren Arzt rechtzeitig an, wenn Sie unter einer veränderten, bedrückten Stimmungslage leiden, die weder zu Ihrer Persönlichkeit noch zu Ihrer Lebenssituation passt.

Wenig überraschend ist, dass sich das Befinden der Betroffenen deutlich verbessert, wenn es gelingt, durch Medikamente oder durch Epilepsiechirurgie dauerhafte Anfallsfreiheit zu erreichen. Auch die Unterstützung durch die Familie sowie durch Freunde, Nachbarn und Kollegen spielt eine enorme Rolle. Welche Therapiemöglichkeiten gibt es darüber hinaus?

Psychotherapie ist heute die Therapieempfehlung der ersten Wahl. Infrage kommt insbesondere die kognitiv-behaviorale Therapie, in der vie­le approbierte psychologische Psychotherapeuten geschult sind.

Psycho­therapie ist eine Leistung der gesetzlichen Krankenkasse. Sie finden geeignete approbierte Therapeutinnen und Therapeuten in Ihrer Nähe über den Psychotherapieinformationsdienst (www.psychotherapiesuche.de, Tel. 030 209166330) oder die Psychotherapeutenkammer Ihres Bundeslandes (www.bptk.de).

Falls Sie trotz Therapie in einem Stim­mungstief bleiben, empfiehlt sich die Mitbehandlung durch einen Facharzt oder eine Fachärztin für Psychiatrie, die in akuten Krisensituationen rasch weiterhelfen können.

Medikamentöse Behandlung. Ärztinnen und Ärzte mit sowohl neurologischer als auch psychiatrischer Spezialisierung können Ihnen, vor allem bei schweren Depressionen, eine medikamentöse Behandlung der Depression vorschlagen. Die Behandlung mit Antidepressiva hat sich auch bei Epilepsiepatienten gut bewährt und ist bei anhaltenden Beschwerden angebracht, denn:

  • Antidepressiva machen nicht süchtig.
  • Der Therapieerfolg kann bereits nach ca. 4 Wochen beurteilt werden, d.h. ein Versuch kann jederzeit problemlos durchgeführt werden.
  • Bei Epilepsiepatienten wurde kein erhöhtes Anfallsrisiko durch die Einnahme von Antidepressiva festgestellt.
 

Die gute Nachricht zum Schluss!

Den meisten Betroffenen gelingt es gemeinsam mit ihren Familien ein (fast) normales Leben mit guter Stimmungslage zu führen – trotz der Epilepsie und trotz gelegentlicher einzelner Krisen. Und wenn psychische Beeinträchtigungen doch überhandnehmen: Zögern Sie nicht, ärztlichen Rat und eine wirksame Behandlung in Anspruch zu nehmen!

 

Noch mehr zum Thema ...

  • In der 15. Folge unseres Bonner Epilepsie-Podcasts „Scharfe Welle“ geht es ausschließlich um das Thema Epilepsie und Depressionen.
    Hören Sie doch mal rein!

 
 
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