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Forschung & Projekte

Die AG „Global Child Health“ unter der Leitung von Dr. med. Andreas Schultz, M.Sc. beschäftigt sich vornehmlich mit dem Zugang zu klinischer Versorgung von Kinder in ressourcenarmen Ländern und der mangelnden Aufmerksamkeit, die diese Bevölkerungsgruppe weltweit erfährt. Neugeborene und Kinder unter 5 Jahren sind weltweit eine hochvulnerable Gruppe, die in der Ausbildung und Lehre im Bereich Medizin, in der klinischen Versorgung der Patient*innen und in der Erforschung ihrer spezifischen Bedürfnisse keine adäquate Beachtung beziehungsweise angepasste Behandlung erfährt.

De Forschungsschwerpunkte und Projektthemen konzentrieren sich derzeit auf die folgenden Bereiche:

  • Untersuchungen zur COVID-19 Infektionen im subsaharischen Afrika
    Gemeinsam mit dem „Public Health Institute, College of Medicine“ und „Kamuzu Central Hospital“ in Malawi sowie dem CDC und der GIZ in Deutschland wird die Seroprävalenz und das Vorhandensein von SARS-CoV-2 in ausgewählten Hochrisikopopulationen in Zentralafrika untersucht. Ziel dieser Studie ist es, die Seroprävalenz von SARS-CoV-2 in Hochrisikogruppen zu erforschen und virale Antigene bei asymptomatisch Infizierten nachzuweisen. In der Studie wird zusätzlich qualitative Forschung angewendet, um das Wissen und die Wahrnehmung von COVID-19 in verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu eruieren.
  • Anwendung von „point-of-care“ Ultraschall bei Kindern in Schwellenländern
    Die Arbeitsgruppe ist Teil eines internationalen Ultraschallkonsortium mit Partnern aus Berlin, Hamburg und Lübeck in Deutschland, Daressalam und Dodoma in Tansania, Zomba und Blantyre in Malawi sowie Dhulikhel in Nepal. Das Konsortium hat es sich zur Aufgabe gemacht, sowohl allgemeine als auch Point-of-Care-Ultraschalluntersuchungen (POCUS) bei Kindern in Notfalllagen und Situationen mit geringem Ressourcenansatz bereitzustellen. Ziel der begleitenden Studie ist es einerseits, Möglichkeiten zu erarbeiten, wie Überweisungen von weiterführenden Institutionen durch regelmäßige Besuche mit tragbaren Ultraschallgeräten im Einzugsgebiet verringert werden können. Andererseits soll fest angestelltes Personal im Umgang von fokussierten Ultraschall mittels tragbarer Geräte geschult werden, um typische und leicht zu erkennende Erkrankungen auch mit begrenzten Kenntnissen der Technik zu diagnostizieren. Mitarbeiter*innen, die eine Untersuchung durchführen, sind hierbei über eine Messenger-Anwendung mit einem*r Berater*in verbunden, der*die in Echtzeit über die gewonnenen Ergebnisse berät. Es soll herausgefunden werden, wie dieses Vorgehen die klinische Entscheidungsfindung verbessern und unnötige Überweisungen reduzieren könnte.
  • Verbesserung der Diagnostik von Herzerkrankungen bei Kindern
    Mit Partnern an der Universitätsklinik Bonn sowie in Krankenhäusern in Malawi, Ostafrika werden die diagnostischen Möglichkeiten zur Detektion von angeborenen, schweren Herzfehlern untersucht. Es wird nach einfachen, nicht-invasiven Methoden geforscht, die eine raschere und zielgerichtete Diagnostik auch erworbener Herzfehler wie z.B. Herzklappen- und Herzmuskelentzündungen ermöglichen. Dies kann mittels nicht-invasiver Ultraschalldiagnostik oder auch durch biochemische Methoden der Proteinanalyse geschehen.
  • Verbesserung der Diagnostik von Vitalstörungen bei Neugeborenen
    In Zusammenarbeit mit dem College of Medicine der Universität Malawi und weiteren Partnern (z.B. der Universität Uppsala sowie der Harvard Medical School in Boston) werden Möglichkeiten zur verbesserten Diagnostik von lebensbedrohlichen Komplikationen bei Neugeborenen erforscht. Dabei geht es auch um die Möglichkeit, pflegerische Aufgaben an Angehörige zu übertragen und die Überwachung der Kinder dadurch zu verbessern. Dies wird am Beispiel der Hypothermie in ressourcenarmen Situationen und Notfalllagen erforscht. Das Projekt soll zu einer Verringerung der Sterblichkeitsrate bei Neugeborenen beitragen und die Gesamtarbeitslast des Pflegepersonals reduzieren.
  • Ausbildung von Gesundheitsfachkräften in Entwicklungsländern
    Ein weiterer Forschungsbereich der AG „Global Child Health“ widmet sich dem globalen Gesundheitspersonal. In diesem Projekt wird untersucht, wie die Integration von Bildung und Forschung in die kommunale Patientenversorgung zu einem gegenseitigen Nutzen führen kann. Dabei erforscht es den multidisziplinären Ansatz zur Stärkung der klinischen und nicht-klinischen Dienstleistungen, der Überweisungen und der Nachsorge durch ein B.Sc.-Ausbildungsprogramm in der Central Western Region von Malawi und dessen Auswirkungen auf die Qualität der Versorgung. Außerdem werden die Rolle, der Beitrag und die Herausforderungen der Clinical Officers (COs) analysiert, um festzustellen, ob diese eine nachhaltige Antwort auf die Bedürfnisse der ländlichen Bevölkerung darstellen. Hierbei werden politische Lehren für andere Länder in der Region gezogen, welche ebenfalls COs für die Erbringung grundlegender Pflegeleistungen einsetzen, einschließlich der Notwendigkeit von Karrierewegen und -möglichkeiten, beruflicher Anerkennung und geeigneter Beschäftigungsoptionen für diesen wichtigen Personalstamm im Gesundheitswesen. Ein gemeinsamer Ansatz wird auch mit Partnerinstitutionen in Sambia und Sierra Leone verfolgt.

Historische, anthropologische und ethische Perspektiven sind wesentlich für das Verständnis und die Steuerung von Global Health.

Globale Gesundheitsgeschichte

In Zusammenarbeit mit Kolleg*innen aus Oxford, Basel, Bern und Shanghai hat sich Bonn zu einem der deutschen Zentren für die Geschichte der Kolonial-, Missions- und Tropenmedizin sowie der Gesundheitsaspekte in der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe entwickelt.

Forschungsprojekte

Zusammenarbeit

  • Prof. Iris Borowy, History of International Development, Universität Shanghai/China
  • Prof. Hubert Steinke, Medizingeschichte, Universität Bern/Schweiz
Medizinische Anthropologie

Für die sozialen und kulturellen Aspekte von Global Health, die nun Gegenstand der neuen Professur sind, wurde an der Medizinischen Fakultät Bonn seit Anfang der 1990er Jahre das Forschungsfeld der Medizinischen Anthropologie entwickelt. In Bonn gründete Volker Roelcke 1992 die "AG Ethnomedizin" (Arbeitsgemeinschaft medizinische Anthropologie), indem er gemeinsame Seminare mit der Philosophischen Fakultät einführte, die Dissertation von Michael Knipper betreute und die Habilitation von Walter Bruchhausen initiierte. Seitdem wurde eine international anerkannte Expertise, insbesondere in den Bereichen Spiritualität/Religion und Gesundheit/Medizin, "traditionelle Medizin" in Ostafrika sowie interkulturelle Gesundheitsethik, aufgebaut.

Kollaborationen

Ethik

Eine neue Wertebasis, die die Menschenrechte, die Gerechtigkeit und die Achtung der soziokulturellen Vielfalt betont, unterscheidet Global Health von seinen vielen Vorgängern. Ethik ist somit ein unverzichtbarer Bestandteil von Global Health und stand auch in Bonn am Anfang der Ära dieses neuen Forschungsfelds.

Aufbauend auf seinem Postgraduiertenstudium in „Health Care Ethics“ (University of Glasgow unter der Leitung von Prof. Robin S. Downie), relevanten Bereichen der Moraltheologie (Prof. Bernhard Fraling/Würzburg und Gerhard Höver/Bonn) und den Ethik-Workshops für (angehende) Ärzt*innen (initiiert von Prof. Ludger Honnfelder/Bonn), die zum Ausgangspunkt für IWE und DRZE wurden, begann Walter Bruchhausen 1997 mit der Lehre in biomedizinischer und klinischer Ethik an der Universität Bonn. In Zusammenarbeit mit mehreren Partnern führte dies zu einer nachhaltigen Institutionalisierung der Ethik in Bonn, wie z.B.:

  • Klinische Ethik als Pflichtseminar im 4. oder 5. Jahr des Medizinstudiums
  • Ethik für Medizinstudenten im letzten Studienjahr ("PJ-Ethik")
  • Biomedizinische Ethik im Studiengang Molekulare Biomedizin
  • AG Medizinethik am UKB, später aufgewertet zum Klinischen Ethik-Komitee (KEK)

Die Ethik der (globalen) Gesundheit wird auch von Eva Kuhn, Mag.theol erforscht. Fragen ihrer Forschung sind gute und menschenwürdige Arbeit für Beschäftigte im Gesundheitswesen, digitale- sowie psychische Gesundheitsethik. Ihr Ansatz ist inspiriert von philosophischen Konzepten wie der Care-Ethik, Vulnerabilität und epistemischer (Un-)Gerechtigkeit.

Die AG Global Oncology am UK Bonn beschäftigt sich unter der Leitung von Dr. med. Oliver Henke schwerpunktmäßig mit dem Thema des Zugangs zu Krebsbehandlung, Krebsprävention und Palliativmedizin in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen mit Schwerpunkt auf dem afrikanischen Kontinent.

Die Länder des globalen Südens sind im Vergleich zum Norden von einer deutlich höheren Mortalität durch Krebserkrankungen betroffen. Dies hat vielschichtige Gründe wie unzureichenden Zugang zu Therapien, fehlende Primär- und Sekundärprävention aber auch Vertrauen in traditionelle Heiler oder spirituelle Heilung. Dies führt in aller Regel zu einer Erstdiagnose der Erkrankungen in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium, was die Therapie nochmal erschwert und eine kurative Therapie oft unmöglich macht.

Zudem sind die Krebserkrankten im Durchschnitt jünger als in Ländern mit hohem Einkommen und stehen mitten im Arbeitsleben. Die Auswirkungen von Krebserkrankungen auf die Wirtschaft sind damit ungleich höher. Fehlende oder lückenhafte Krankenversicherungen bringen Familien oft an den Rand ihrer Existenz, wenn ein Familienmitglied an Krebs erkrankt, was in Armut für die gesamte Familie münden kann.

Die AG Global Oncology am UK Bonn setzt den Schwerpunkt auf die Public Health Aspekte von Krebserkrankungen in diesen Ländern. Innovative Projekte zu Früherkennung aber auch zur Finanzierung von Palliative Care sowie die wissenschaftliche Begleitung der Ausbildung von Gesundheitsmitarbeiter*innen und einem niedrigschwelligen Zugang zu Krebstherapien, stehen dabei im Mittelpunkt der Arbeit.

Die AG Global Surgery, geleitet von Dr. Jan Wynands, beschäftigt sich mit unterschiedlichen Fragen der operativen Versorgung in LMICs.

Das Auftreten von Invalidität aufgrund von Verletzungen, Tumorerkrankungen oder angeborener Anomalien ist signifikant, und es mangelt an qualifizierten Chirurgen, um spezialisierte plastisch-rekonstruktive Eingriffe durchzuführen – vor allem in Afrika.

In Jinja, Uganda entsteht mit dem „LAMU Hospital - Centre for Reconstructive Surgery and Global Surgery“ ein für Ostafrika einzigartiges Zentrum für wiederherstellende Chirurgie (eine ausführliche Reportage findet sich im UKB NewsRoom).

Die AG Global Surgery baut gegenwärtig mit der NGO ANDO – modular aid und der ugandischen Bulamu Bukondhe Foundation ein Kooperationsnetzwerk mit nationalen und internationalen staatlichen und nicht staatlichen Organisationen auf, um mit der Klinik eine langfristige und hochwertige chirurgische Versorgung für Menschen aus dem gesamten östlichen Afrika zu ermöglichen.

Das Chirurgische Zentrum versteht sich als Ausbildungsklinik für Plastische und Wiederherstellende Chirurgie. Chirurgen aus Ost- und Zentralafrika sollen 6-wöchige Ausbildungsmodule auf dem Gebiet der Traumatologie und Rekonstruktiven Chirurgie angeboten werden.

Wissenschaftliche Aktivitäten stellen einen weiteren Schwerpunkt da. Die AG Global Surgery verfolgt in fachübergreifender und internationaler Kooperation folgende Forschungsschwerpunkte:

  • Wiederherstellung komplexer Weichteildefekte der unteren Extremität nach Hochrasanztrauma
  • Onkologische Chirurgie und neoadjuvante Therapie bei Brustkarzinomen und Sarkomen
  • Multimodale Therapieansätze in der Behandlung der Elephantiasis
  • Hernienchirurgie

Die Forschungsaktivitäten zielen darauf ab, die Folgen drängender medizinischer Herausforderungen in „low income countries“ anzugehen, welche die Gesundheit von Menschen betreffen, die aufgrund von Traumata oder tumoröser Erkrankungen von Behinderungen betroffen sind.

Als integraler Bestandteil einer ganzheitlichen, multidisziplinären Herangehensweise betont die AG Global Surgery die Notwendigkeit der Erforschung und Implementierung qualitativ hochwertige Gesundheitsmaßnahmen, die gemäß international anerkannten fachlichen Standards definiert und in low income countries umgesetzt werden können.

Dies wird ergänzt durch den Forschungsschwerpunkt Health Care in Danger. Um für Patient*innen in Krisen- und Kriegsgebieten eine qualitative hochwertige Versorgung und für das medizinische Personal einen sicheren Zugang zu den Patient*innen zu ermöglichen, braucht es erfahrene Fachkräfte und die Anerkennung des humanitären Völkerechtes. Ausbildung, Förderung und Forschung auf dem Gebiet Reconstructive Surgery und Humanitarian Negotiation sollen sich drängender Herausforderungen zum Dienst am Menschen annehmen.

Im Sinne des Konzepts der „Glokalisierung“ gehört zu einer globalen Perspektive das geschärfte Bewusstsein dafür, wie lokale Entwicklungen und Geschehnisse von größeren Zusammenhängen beeinflusst werden oder aber – aufgrund von örtlichen Besonderheiten – widerständig bleiben.

Dies konnten verschiedene Mitglieder der Universität Bonn, die historisch zum Gesundheitswesen in Bonn forschen, in eigenen Studien und durch Betreuung entsprechender Arbeiten zeigen. Diese haben untersucht, welche Auswirkungen globale, weltregionale oder nationale Entwicklungen wie Aufklärung, Romantik und Ver(natur)wissenschaftlichung, aber auch nationalistische Diktaturen und Antisemitismus, darwinistische Biologisierung und Eugenik, Konfessionalisierung und Sozialstaat, Kriege und Wiederaufbau, Studentenunruhen, Hochschulreformen und Ökonomisierung auf das Gesundheitswesen im Bonner Raum mit seinen akademischen, politischen und krankenversorgenden Einrichtungen hatten.

Dieser Verbund ist nun an der Professur für Global Health angesiedelt.

Externe Mitglieder

Prof. em. Dr. med. Dr. phil. Heinz Schott

Priv.-Doz. Dr. phil. Ralf Forsbach

Aktivitäten

  • 200jähriges Universitätsjubiläum: Betreuung und Erarbeitung der Beiträge zur Geschichte der Medizinischen Fakultät im Auftrag des Rektorats
    Buchreihe "
    Geschichte der Universität Bonn", Bände 1-4
  • Buchreihe "Medizin und Kulturwissenschaft. Bonner Beiträge zur Geschichte, Anthropologie und Ethik der Medizin“ bei Bonn University Press/v&r unipress, bisher 11 Bände erschienen.
 
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