Lu-177-PSMA Therapie beim hormonrefraktären Prostatakarzinom
Liebe Patienten,
seit Oktober 2014 wird in der Nuklearmedizinischen Klinik und Poliklinik am Universitätsklinikum Bonn eine neue Therapieoption für Prostatakarzinompatienten angeboten. Die 177Lu-PSMA-Therapie ermöglicht die Behandlung von Prostatakarzinompatienten, bei denen Hormon- und Chemotherapie nicht mehr wirken. Im Gegensatz zu einer Therapie mit Ra-223 oder Samarium-153, mit welcher ausschließlich Knochenmetastasen gezielt bestrahlen werden, können mittels 177Lu-PSMA auch Patienten mit Lymphknotenmetastasen oder Organmetastasen (z.B. Leber- oder Lungenmetastasen) behandelt werden.
PLUVICTO in Kombination mit ADT mit oder ohne Inhibition des AR-Signalwegs ist zugelassen zur Behandlung PSMA-positiver mCRPC Patienten, die zuvor mittels Inhibition des AR-Signalwegs und taxan-basierter Chemotherapie behandelt wurden.1
Die ERSTE und EINZIGE zugelassene PSMA-zielgerechte RLT, die bei PSMA-positiven mCRPC-Patienten das Überleben signifikant verlängern und die Lebensqualität länger aufrechterhalten kann als SoC.1,2,3
ADT: Androgendeprivationstherapie; AR: Androgen-Rezeptor; mCRPC: metastasiertes kastrationsresistentes Prostatakarzinom; PSMA: Prostata-spezifisches Membranenantigen; RLT: Radioligandentherapie; SoC: standart of care (dt.: beste verfügbare Standardtherapie).
- Fachinformationen PLUVICTO®. 2. Sartor O et al. N Engl J Med. 2021;385(12):1091-1103. 3. Sartor O et al. N Engl J Med. 2021;385(12):1091-1103. Supplementary appendix.
Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung.
Pluvicto 1 000 MBq/ml Injektions-/Infusionslösung. Wirkstoff: (177Lu)Lutetiumvipivotidtetraxetan. Zusammensetz.: 1 ml Lösung enthält am Tag und zum Zeitpunkt der Kalibrierung 1 000 MBq (177Lu)Lutetiumvipivotidtetraxetan. Sonst: Bestand.: Essigsäure 99%, Natriumacetat, Gentisinsäure, Natriumascorbat, Pentetsäure, Wasser für Injektionszwecke. Dieses Arzneimittel enthält bis zu 88,75 mg Natrium pro Durchstechflasche. Dies entspricht 4,4 % der für einen Erwachsenen empfohlenen maximalen täglichen Natriumaufnahme mit der Nahrung. Anwendungsgeb.: Pluvicto wird in Kombination mit Androgendeprivatiostherapie (ADT) mit oder ohne Inhibition des Androgenrezeptor-(AR-)Signalwegs angewendet zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit progredientem Prostata-spezifischen-Membranantigen-(PSMA-)positiven, metastasierten, kastrationsresistenten Prostatakarzinom (mCRPC), die zuvor mittels Inhibition des AR-Signalwegs und taxanbasierter Chemotherapie behandelt wurden. Gegenanz.: Überempfindlichk. gg. Den Wirkstoff oder einen der sonnst. Bestandt. Nebenw.: Sehr häufig:Anämie, Thrombozytopenie, Leukopenie, Lymphopenie, Fatigue, Mundtrockenheit, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Obstipation, Durchfall, Erbrechen, Harnwegsinfektionen, Abdominalschmerz, Gewichtsverlust; Häufig: akute Nierenschädigung, Panzytopenie, peripheres Ödem, Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Dysgeusie, Fieber, trockenes Auge, Drehschwindel. Wahrnhinw.: Radioaktives Arzneimittel. Verschreibungspflichtig. Quelle: Novartis Radiopharmaceuticals GmbH, Roonstraße 25, 90429 Nürnberg, Deutschland. Stand: Dez. 2022
Die Abkürzung PSMA steht für Prostata-Spezifisches-Membran-Antigen. PSMA ist ein Eiweißkörper, der auf der Zelloberfläche von Prostatakarzinomzellen vermehrt vorhanden ist. Der Radiochemie ist es gelungen Substanzen herzustellen, die an PSMA binden und dieses wie ein Schlüssel das Schloss erkennen. Diese Substanzen können mit radioaktiven Isotopen sowohl für die diagnostische Bildgebung (z.B. mit Ga-68), als auch für die Behandlung (mit Lu-177) markiert werden. Aufgrund der spezifischen Bindung („Schlüssel-Schloss-Prinzip“) reichert sich Radioaktivität im Tumorgewebe an und bestrahlt dieses von innen. Bis jetzt erfolgten mehr als 1000 Therapiezyklen in unserer Klinik und unsere wissenschaftlichen Aufarbeitungen der Patientendaten (s. unten die Publikationsliste) zeigen, dass dadurch bei bis zu 80 % der Patienten, die sonst keine Therapieoption haben, ein gutes Ansprechen bewirkt werden kann, d.h. es kommt zu einem Rückgang der Tumormasse und der PSA-Wert sinkt oder die oft sehr starken Schmerzen bilden sich zurück.
Initial werden die meisten Prostatakarzinompatienten operiert oder bestrahlt. Trotz optimaler Therapie kommt es bei vielen Patienten zum Rezidiv. Dieses kann dann meist mit einer Hormontherapie für längere Zeit kontrolliert werden. Schließlich werden die Tumorzellen auch gegen diese unempfindlich und bei vielen Patienten muss dann sogar eine Chemotherapie durchgeführt werden. Die Tumorzellen werden zuletzt auch gegen diese Behandlung resistent. In dieser Situation bieten wir die 177Lu-PSMA-Therapie an. Es handelt sich also um eine neue Option für Patienten, bei denen sonst kaum noch Alternativen bestehen, nicht um eine Behandlung der ersten Linie. Dieses Vorgehen entspricht der Empfehlung der S3-Leitlinie des Prostatakarzinoms (Empfehlung 6.45). Die Behandlung ist nur möglich, wenn die Metastasen bzw. der Tumor PSMA anreichern. Um dies festzustellen ist eine PSMA Bildgebung z.B. mittels 68Ga-PSMA-PET/CT Untersuchung vor der Therapie erforderlich (Abbildung 1). Diese Untersuchung wird selbstverständlich auch von unserer Abteilung angeboten.
Abbildung 1: 68Ga-PSMA PET/CT zeigt mehrere PSMA-positive Metastasen
Die 177Lu-PSMA-Therapie erfolgt auf Station Winkler, der Nuklearmedizinischen Therapiestation am Uniklinikum Bonn. Zuerst erfolgt eine gründliche Untersuchung durch unsere Stationsärzte. Die Laborwerte werden bestimmt. Vor dem ersten Zyklus wird auch eine Nierenszintigraphie zum Ausschluss einer obstruktiven Harnabflussstörung durchgeführt. Etwa 20 – 30 Minuten vor der Applikation des 177Lu-PSMA bekommen Sie eine Kühlpackung zur Kühlung der Speicheldrüsen (Abbildung 2). Durch eine Kühlung der Speicheldrüsen sollte die Durchblutung in die Speicheldrüsen verringert und dem entsprechend eine unnötige Aufnahme des 177Lu-PSMA von den Speicheldrüsen verringert werden. Die Kühlung wird nach der Applikation noch über weitere 4 Stunden fortgeführt.
Abbildung 2: Kühlung der Speicheldrüsen
Das 177Lu-PSMA wird intravenös verabreicht und Sie bekommen anschließend 500 – 1000 ml Flüssigkeit als Infusion. Nach der Applikation müssen Sie 48 Stunden auf der Station bleiben. Sie können persönliche Gegenstände, wie Bücher, PC, Tablets, Handy, Kleidung, etc. mitbringen und auch wieder nach Hause mitnehmen. Im Zimmer haben Sie einen persönlichen Flachbildschirm am Bett. Vor der Entlassung werden Ganzkörperaufnahmen durchgeführt, um die Verteilung des 177Lu-PSMA im Körper zu überprüfen (Abbildung 3).
Abbildung 3: 177Lu-PSMA Aufnahme 24 Stunden nach der Applikation des 177Lu-PSMA zeigt eine hervorragende Tracer-Aufnahme von den bekennten Metastasen.
Die 177Lu-PSMA-Therapie wird in mehreren Zyklen durchgeführt. In der Regel werden zunächst 4-5 Zyklen geplant in Abhängigkeit von der Tumorlast sowie dem individuellen Ansprechen auf die ersten Zyklen. Die Therapiezyklen erfolgen alle 6 – 8 Wochen.
Bei einem erneuten Progress der Erkrankung können weitere Zyklen des 177Lu-PSMA erfolgen.
Die Behandlung wird sehr gut vertragen, und führt meist nicht zu starken akuten Nebenwirkungen. Es müssen jedoch sowohl vor, als auch nach der Behandlung das Blutbild und die Nierenwerte in gewissen Abständen kontrolliert werden. Anhand mehrerer retrospektiven und prospektiven Studien treten relevante Nierenfunktionsstörungen auch nach mehreren Zyklen der 177Lu-PSMA-Therapie sehr selten auf. Eine relevante Blutbildveränderung tritt nach mehreren Zyklen der 177Lu-PSMA-Therapie bei bis zu 10 % der Patienten auf.
Die Entscheidung zur 177Lu-PSMA-Therapie treffen Sie zusammen mit Ihrem Urologen/Onkologen und den Experten aus unserer Abteilung. Nach der Machbarkeitsprüfung einer 177Lu-PSMA-Therapie wird Ihr Fall in unserer Tumorkonferenz für die urologischen Tumoren vorgestellt. Dieser Schritt entfällt bei Vorhandensein eines auswärtigen Tumorkonferenzbeschlusses.
Direktor der Klinik für Nuklearmedizin
Prof. Dr. med. Markus Essler
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Therapiesekretariat:
Frau Oregan Vautey
Tel.: +49 228 287-16171
Fax: +49 228 287-19057
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Station Winkler
Tel.: +49 228 287-16855
Fax: +49 228 287-19107
Unsere wissenschaftlichen Publikationen über die PSMA-Therapie
- Outcome and safety of rechallenge [177Lu]Lu-PSMA-617 in patients with metastatic prostate cancer.
Yordanova A, Linden P, Hauser S, Meisenheimer M, Kürpig S, Feldmann G, Gaertner FC, Essler M, Ahmadzadehfar H.
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Khurshid Z, Ahmadzadehfar H, Gaertner FC, Papp L, Zsóter N, Essler M, Bundschuh RA.
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Rahbar K, Ahmadzadehfar H, Seifert R, Boegemann M.
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Rahbar K, Afshar-Oromieh A, Jadvar H, Ahmadzadehfar H.
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Ahmadzadehfar H, Albers P, Bockisch A, Boegemann M, Böhme C, Burchert W, Dietlein M, Drzezga A, Fabry U, Feldmann G, Heidenreich A, Heinzel A, Herrmann K, Heyll A, Höhling C, Kreuzer C, Laufer D, Mengel R, Mottaghy FM, Müller HW, Müller SC, Ost E, Rahbar K, Reifenhäuser W, Schäfers M, Schlenkhoff C, Schmidt M, Schmidt-Wolf I, Wildenhain C, Zimmer B, Essler M.
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Khawar A, Eppard E, Sinnes JP, Roesch F, Ahmadzadehfar H, Kürpig S, Meisenheimer M, Gaertner FC, Essler M, Bundschuh RA.
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Tolkach Y, Gevensleben H, Bundschuh R, Koyun A, Huber D, Kehrer C, Hecking T, Keyver-Paik MD, Kaiser C, Ahmadzadehfar H, Essler M, Kuhn W, Kristiansen G.
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Ahmadzadehfar H, Schlolaut S, Fimmers R, Yordanova A, Hirzebruch S, Schlenkhoff C, Gaertner FC, Awang ZH, Hauser S, Essler M.
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Rahbar K, Boegemann M, Yordanova A, Eveslage M, Schäfers M, Essler M, Ahmadzadehfar H.
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Ahmadzadehfar H, Zimbelmann S, Yordanova A, Fimmers R, Kürpig S, Eppard E, Gaertner FC, Wei X, Hauser S, Essler M.
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Rahbar K, Ahmadzadehfar H, Kratochwil C, Haberkorn U, Schäfers M, Essler M, Baum RP, Kulkarni HR, Schmidt M, Drzezga A, Bartenstein P, Pfestroff A, Luster M, Lützen U, Marx M, Prasad V, Brenner W, Heinzel A, Mottaghy FM, Ruf J, Meyer PT, Heuschkel M, Eveslage M, Bögemann M, Fendler WP, Krause BJ.
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Rahbar K, Bögemann M, Ahmadzadehfar H.
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Ahmadzadehfar H, Essler M, Schäfers M, Rahbar K.
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Ferdinandus J, Eppard E, Gaertner FC, Kürpig S, Fimmers R, Yordanova A, Hauser S, Feldmann G, Essler M, Ahmadzadehfar H.
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Fendler WP, Kratochwil C, Ahmadzadehfar H, Rahbar K, Baum RP, Schmidt M, Pfestroff A, Lützen U, Prasad V, Heinzel A, Heuschkel M, Ruf J, Bartenstein P, Krause BJ.
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Rahbar K, Schmidt M, Heinzel A, Eppard E, Bode A, Yordanova A, Claesener M, Ahmadzadehfar H.
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Ahmadzadehfar H, Eppard E, Kürpig S, Fimmers R, Yordanova A, Schlenkhoff CD, Gärtner F, Rogenhofer S, Essler M.
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Ahmadzadehfar H, Rahbar K, Kürpig S, Bögemann M, Claesener M, Eppard E, Gärtner F, Rogenhofer S, Schäfers M, Essler M.
EJNMMI Res. 2015 Dec;5(1):114. doi: 10.1186/s13550-015-0114-2.