Hirntumoren
Hirntumore sind abnormale Gewebewucherungen im Gehirn oder in den umgebenden Strukturen.
Sie können gutartig (benigne) oder bösartig (maligne) sein und unterscheiden sich in ihrer Wachstumsrate, Aggressivität und Prognose.
Einteilung von Hirntumoren
1. Nach Ursprung:
Primäre Hirntumore: Entstehen direkt im Gehirn oder in den Hirnhäuten.
Beispiele:
Gliome (häufigster primärer Hirntumor)
- Astrozytome (z. B. Glioblastom, Grad IV)
- Oligodendrogliome
- Ependymome
Meningeome: Tumore der Hirnhäute (meist gutartig)
- Medulloblastome: Häufig bei Kindern, maligne.
- Schwannome: Tumore der Nervenscheiden (z. B. Akustikusneurinom).
Sekundäre Hirntumore (Metastasen): Entstehen durch Absiedlung von Tumoren aus anderen Körperregionen (z. B. Lunge, Brust, Haut). Häufig bösartig.
2. Nach Wachstumsverhalten (WHO-Klassifikation):
- Grad I: Langsames Wachstum, meist gutartig (z. B. pilozytisches Astrozytom).
- Grad II: Langsames Wachstum, potenziell entartend.
- Grad III: Maligne, schnell wachsend (z. B. anaplastisches Astrozytom).
- Grad IV: Hochgradig bösartig (z. B. Glioblastom).
Symptome von Hirntumoren
Die Symptome hängen von der Tumorgröße, -lage und -art ab:
Allgemeine Symptome (durch erhöhten Hirndruck)
- Kopfschmerzen (oft morgens verstärkt)
- Übelkeit und Erbrechen
- Bewusstseinsstörungen
- Papillenödem (Schwellung des Sehnervs)
Fokale neurologische Symptome
- Lähmungen oder Schwächen
- Sprachstörungen
- Sehstörungen (z. B. Gesichtsfeldausfälle)
- Epileptische Anfälle
- Gedächtnis- oder Persönlichkeitsveränderungen
Hormonelle Symptome (bei Tumoren der Hypophyse
- Hormonelle Dysbalancen (z. B. Akromegalie, Cushing-Syndrom)
Diagnostik
1. Bildgebende Verfahren:
- MRT: Goldstandard, liefert detaillierte Bilder von Tumorgröße und Lage.
- CT: Schnell, hilfreich bei Notfällen (z. B. Blutungen).
- PET-Scan: Bestimmung der Tumoraktivität.
2. Gewebeentnahme (Biopsie):
- Oft mittels stereotaktischer Biopsie zur genauen Diagnose.
3. Neurologische Untersuchung:
- Prüfung von Reflexen, Koordination und kognitiven Funktionen.
4. Molekulare Diagnostik:
- Genetische Tests (z. B. IDH-Mutationen, MGMT-Promoter-Methylierung) für Prognose und Therapieplanung.
Therapie von Hirntumoren
Die Therapie von Hirntumoren richtet sich nach Typ, Lokalisation, sowei Ausdehnung des Prozesses. Nach Möglichkeit wird eine operative Behandlung, mit dem Ziel eine maximale Entfernung des Tumors bei Erhalt der neurologischen Funktionen, angestrebt. Dabei werden moderne Techniken, inkl. introperative Bildgebung und Wacheingriffe angewandt. Bei tief oder eloquent gelegenen Tumoren soll primär eine feingewebliche Diagnostik erfolgen. Die Proben aus dem Tumor werden dafür im Rahmen einer stereotaktischen Biopsie entnommen und in der Abt. für Neuropathologie untersucht.
Bei nachgewiesener Bösartigkeit des Tumors werden folgende Nachbehandlungen initiiert:
Strahlentherapie:
- Standard bei malignen Tumoren oder nach unvollständiger Resektion.
- Technologien: z. B. Protonentherapie, stereotaktische Bestrahlung (Gamma Knife).
Chemotherapie:
- • Einsatz bei malignen Tumoren (z. B. Temozolomid bei Glioblastomen).
- Oft in Kombination mit Bestrahlung.
Immuntherapie/Targeted Therapy:
- • Einsatz von spezifischen Medikamenten, die Tumorzellen angreifen (z. B. Bevacizumab bei Glioblastomen).
Palliative Therapie:
- Symptomlinderung bei nicht heilbaren Tumoren (Schmerztherapie, Entzündungshemmer).
Prognose
Die Prognose hängt von mehreren Faktoren ab:
- Tumorart und -grad (z. B. Glioblastom hat eine schlechte Prognose, während Meningeome oft gut behandelbar sind).
- Lage des Tumors.
- Alter und Allgemeinzustand des Patienten.
- Molekulare und genetische Marker (z. B. IDH-Mutation verbessert die Prognose).
Nachsorge und Rehabilitation
- Regelmäßige MRT-Kontrollen zur Überwachung.
- Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie.
- Psychosoziale Unterstützung zur Bewältigung emotionaler und kognitiver Herausforderungen.
Hirntumore erfordern eine interdisziplinäre Behandlung durch Neurochirurgen, Onkologen, Radiologen und Neurologen, um die bestmögliche Lebensqualität und Therapieergebnisse zu erzielen.