Schwerpunkte
Die Brachytherapie mittels Afterloadingverfahren kommt in unserer Klinik immer dann zum Einsatz, wenn lokal eine hohe Strahlendosis erreicht und dabei umliegendes Gewebe geschont werden soll (z. B. bei der Behandlung des Zervixkarzinoms und Korpuskarzinoms). Bei der Behandlung dieser Tumore (z. B. des Zervixkarzinoms) ist die Brachytherapie neben der externen Radiotherapie und einer begleitenden Chemotherapie ein obligater Therapiebestandteil. Oft ist die Brachytherapie im Anschluss an eine Operation notwendig, um das Risiko für ein Rezidiv im OP-Gebiet zu senken.
Vor der brachytherapeutischen Behandlung erfolgt eine CT-/MRT-Bildgebung mit liegendem Applikator, auf deren Grundlage ein Bestrahlungsplan erstellt wird. Das Ziel ist hierbei, den Tumor mit einer ausreichenden Bestrahlungsdosis zu versorgen und gleichzeitig eine geringstmögliche Belastung der in direkter Nachbarschaft liegenden Organe zu erreichen.
Vor jeder Bestrahlungssitzung (3 - 5 Sitzungen) wird erneut eine Kontrollbildgebung durchgeführt, der Bestrahlungsplan an die sich veränderten anatomischen Strukturen (z. B. Tumorverkleinerung im Verlauf) angepasst und somit ein Höchstmaß an Präzision und Behandlungssicherheit gewährleistet (adaptive Brachytherapie). Dadurch wird das Risiko von schwerwiegenden Spätkomplikationen auf ein Mindestmaß reduziert, ohne den Heilungserfolg zu gefährden.
Diese Therapie ist in aller Regel nebenwirkungsarm und gut verträglich. Eine Narkose ist nicht erforderlich.
Ganzkörperbestrahlung (GKT oder TBI) mit TomoTherapy
Nach einer Chemotherapie können bei der Behandlung von Leukämie (ALL und CLL) Tumorzellen im Knochenmark verbleiben. Diese verursachen ein Wiederausbrechen der Erkrankung. Mit einer zusätzlichen GKT werden Leukämiezellen im Knochenmark abgetötet. Nach dieser Behandlung verfügt der Körper jedoch über keine unbegrenzt teilungsfähigen Zellen mehr. Dies betrifft insbesondere die Stammzellen zur Blutbildung. So muss nach der Chemotherapie und GKT eine Knochenmarks- oder Stammzelltransplantation erfolgen, um die Stammzellen der Blutbildung zu ersetzen. Die GKT unterdrückt darüber hinaus das körpereigene Immunsystem, damit die transplantierten Stammzellen nicht abgestoßen werden.
Die GKT wird mit einer Gesamtdosis von bis zu 12 Gy hyperfraktioniert (2 x 2Gy/Tag) durchgeführt. Diese Bestrahlungsdosen haben sich für eine Immunsuppression und Konditionierung als geeignet für eine Stammzellenstrahplanation herausgestellt (Studienprotokoll GMALL 08/12).
Unter Verwendung unseres Spezialgerätes (TomoTherapy) ist es nun möglich, mittels intensitätsmodulierter Strahlentherapie eine optimierte Dosisverteilung für den ganzen Körper zu erzielen und dabei die Risikoorgane Lunge, Nieren und Augenlinsen maximal zu schonen. Das war bisher mit konventionellen GKT-Techniken nicht möglich [1].
Einige Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen können medikamentös behandelt werden. Leider überlagern sich die Nebenwirkungen der Chemotherapie mit denen der Ganzkörperbestrahlung.
TMI (Ganzlymphatische Bestrahlung)
Die Verwendung von IMRT und der Tomotherapie bieten eine Möglichkeit der GKT des Multiplen Myeloms, also eine Bestrahlung des gesamten lymphatischen Gewebes und Schonung anderer Risikostrukturen.
Die intensitätsmodulierte und bildgestützte Bestrahlung (IMRT/IGRT) ist heute essentieller Bestandteil fast jeder Strahlenbehandlung, da sie effizient gesundes Gewebe schont und somit Nebenwirkungen reduzieren oder gar verhindern kann. Grundlage ist eine (CT-)Bildgebung unmittelbar vor oder sogar während der Strahlenbehandlung, sodass exakt die Lokalisation von Zielvolumen und Risikostrukturen in der tagesaktuellen Konformation geprüft werden kann. Minimale Abweichungen im Bereich von 0,5 - 4 mm lassen sich so sehr schnell korrigieren.
In vielen Leitlinien der Fachgesellschaften wird die IMRT/IGRT empfohlen, dennoch ist sie bundesweit und weltweit nicht überall therapeutischer Standard. Am Universitätsklinikum Bonn erhält in der Regel jeder Patient eine IMRT/IGRT, um die Strahlenbehandlung so schonend wie möglich anzuwenden.
Wenn Tumore operiert werden, kann das so genannte "Tumorbett" (also der Bereich, der vom Tumor befallen war) in der Operation mit speziell dafür entwickelter Technik bestrahlt werden. Da die dabei verwendeten Strahlen sehr niedrige Energien haben ("weiche Röntgenstrahlen"), dringen sie nicht tief ins Gewebe ein. So kann mit sehr hohen Dosen im Tumorbett und gleichzeitig sehr niedrigen Dosen im umliegenden (gesunden) Gewebe eine effiziente Behandlung bereits während der Operation erfolgen. Bei aggressiven Tumoren kann dies ein Vorteil sein, da die Zeit zwischen Operation und anschließender (externer) Strahlentherapie je nach Wundheilung einige Wochen betragen kann.
Bei einigen Krebsarten kann eine intraoperative Bestrahlung sogar eine (teilweise mehrwöchige) externe Strahlentherapie ersetzen oder deutlich verkürzen:
- beim sehr kleinem Brustkrebs (als leitliniengerechte alleinige Therapie)
- bei Brustkrebs mit Indikation zur Tumorbett-Boostbestrahlung (zur Verkürzung der externen Strahlentherapie)
- bei Gehirnmetastasen (als alleinige Therapie)
- bei Glioblastomen (im Rahmen einer internationalen klinischen Studie)
Gerne prüfen wir, ob in Ihrem Fall eine IORT erfolgen kann.
Neu: Anfragen bzgl. der IORT können Sie uns an folgende Mailadresse übermitteln Enable JavaScript to view protected content.
Mehr Informationen
eCancer-Interview (Englisch) mit Prof. Giordano im Rahmen des Global Health Catalyst Summit in Harvard (externer Link):
Mitschnitt (ACHTUNG: OP-Aufnahmen) einer intraoperativen Strahlentherapie bei Gehirntumoren (externer Link; Video mit freundlicher Genehmigung der Carl Zeiss Meditec AG):
Youtube-Video (Englisch) von Prof. Sugg (Breast Cancer Surgery Medical Director, University of Iowa) zur intraoperativen Strahlentherapie bei Brustkrebs (externer Link):
Mitschnitt (ACHTUNG: OP-Aufnahmen) einer intraoperativen Strahlentherapie bei Brustkrebs (externer Link; Video mit freundlicher Genehmigung der Carl Zeiss Meditec AG):
Was ist das Ziel einer klinischen Studie?
Unser Ziel ist die systematische Übertragung von präklinischen Ergebnissen (z. B. Ergebnissen aus der Technik- oder Laborforschung) in ein Therapieprinzip. So werden beispielsweise neuartige Therapieformen meist zunächst umfassend im Labor erforscht. Zeigt sich dabei die gewünschte Wirkung und bleiben unerwünschte Nebenwirkungen aus, kann daraus ein experimentelles Therapiekonzept für Patienten entwickelt werden. Dies geschieht dann klassischerweise in Form von klinischen Studien, an denen Patienten teilnehmen können.
Was wird genau in Studien erprobt?
Einige der Therapien, die wir erproben, werden erst in einigen Jahren in die klinische Regelversorgung einziehen. Unser Ziel ist es, allen Patienten Zugang zu diesen neuartigen Therapiekonzepten anzubieten, sofern sie
- ethisch erlaubt sind (alle unsere Studien sind von Ethikkommissionen und/oder Aufsichtsbehörden genehmigt worden) und
- es genügend Beweise („Evidenz“) aus Vorarbeiten gibt, die das Wirkprinzip der experimentellen Therapie belegen.
Können Sie an klinischen Studien teilnehmen?
Eine Studienteilnahme wird für jeden Patienten in der interdisziplinären Tumorkonferenz, in der sich Therapieexperten aus unterschiedlichen Abteilungen und Kliniken des Universitätsklinikums Bonn Ihren speziellen Fall betrachten, geprüft. Wenn die Teilnahme möglich ist, informieren wir Sie rasch über die Studie und die Ziele der Ihnen angebotenen experimentellen Therapie.
Welche Studien sind aktuell offen?
Wir bieten aktuell Studien aus allen Bereichen der Krebstherapie an. Hier kooperieren wir mit vielen weiteren Fachabteilungen des Universitätsklinikums, aber auch mit nationalen (DKG, ARO, NOA) und internationalen
Aderhautmetastasen und Aderhautmelanome sind die häufigsten malignen intraokularen Tumoren. Die schonende lokale Therapie dieser Tumore nennt sich Ruthenium-Brachytherapie. Sie ist sehr anspruchsvoll und wird deutschlandweit nur an wenigen, hochspezialisierten Zentren angeboten.
In enger Zusammenarbeit mit dem Team der Augenklinik (Direktor: Univ.-Prof. Dr. F. Holz) verwenden wir zur bulbuserhaltenden und kurativen (heilenden) Therapie spezielle Applikatoren, die Ruthenium 106 als radioaktives Isotop (Beta-Strahler) enthalten. Weitere Informationen erhalten Sie in der Spezialsprechstunde.
Radiochirurgie
Die Radiochirurgie ist eine meist stereotaktische Einzeitbestrahlung oder hypofraktionierte Bestrahlung, d. h. der Tumor wird entweder einmalig mit einer hohen Strahlendosis (18-22 Gy) oder in wenigen Fraktionen (3-5) mit einer erhöhten Fraktionsdosis von >5 Gy bestrahlt. Das Bestrahlungsvolumen sollte dabei wenige Kubikzentimeter nicht überschreiten. Ziel dabei ist es, den Tumor zu zerstören und die umliegenden Risikoorgane maximal zu schonen.
In Vorbereitung zur SRS wird der zu bestrahlenden Körperteil, z. B. bei intracraniellem (im Kopfbereich) Tumor über thermoplastische Stereotaxiemasken der Kopf, so fixiert, dass es während der Bestrahlung zu möglichst keinerlei Bewegung des zu betrahlenden Bereiches kommt. Hierbei wird über ein spezielles röntgenbasiertes Lokalisationssystem eine submillimeter-genaue Lagerung des Kopfes erreicht.
In der intracraniellen SRS arbeiten wir interdisziplinär mit der Neurochirurgie, Neuroonkologie und Neuroradiologie des Universitätsklinikums Bonn zusammen.
Die konsequente Weiterentwicklung der Bestrahlungstechniken erlaubt es heutzutage, eine sehr hohe ("ablative") Dosis in Tumoren einzustrahlen und dabei gelichzeitig das umliegende Gewebe durch einen steilen Dosisabfall ("Gradient") zu schonen. Neueste Erkenntnisse aus großen klinischen Studien zeigen, dass Patienten mit Metastasen (also Absiedlungen oder "Tochtergeschwulsten" des Primärtumors) davon profitieren, wenn jede Metastase als individueller Tumor gesehen und auch jede Metastase einzeln ablativ behandelt wird.
Dieses wichtige Konzept der Oligometastasierung wird bei uns im interdisziplinären Konsens besprochen und kann Patienten im individuellen Behandlungskonzept zur Strahlentherapie angeboten werden.
Unsere technische Ausstattung erlaubt die Anwendung hochkomplexer Bestrahlungen mittels IMRT/IGRT. So können wir beispielsweise gezielt Regionen innerhalb von größeren Zielvolumen aussparen, um Nebenwirkungen zu vermindern oder sogar ganz zu vermeiden. Zwei Beispiele, die wir auch im Rahmen von wissenschaftlichen Arbeiten untersuchen, sind die Pleurabestrahlung zur Verbesserung der lokalen Kontrolle beim Mesotheliom (siehe Leitzen et al. 2019) und die Gedächtnisschonende Bestrahlung (siehe Harth et al. 2013), bei der wir versuchen, eine spezielle Region im Gehirn (den Hippocampus) gezielt nicht mit Strahlung zu belasten, um die Gedächtnis- und Lernfähigkeiten zu erhalten.
Beispiel einer Pleurabestrahlung beim Mesotheliom
Bild: Thomas Müdder
Beispiel einer gedächtnisschonenden Bestrahlung
Bild: Matthias Guckenberger
Viele Krebserkrankungen im Kindesalter sind heute sehr gut heilbar. Die Strahlentherapie ist dabei auch ein wichtiger Baustein und wird in vielen Therapieprotokollen vorgesehen. Eine Bestrahlung von Kindern und Jugendlichen bedarf aber immer einer sehr sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung sowie einer zwingenden Notwendigkeit für dosissparende Konzepte sowie Hochpräzision.
Moderne Techniken der Bildgebungen ermöglichen eine genaue Festlegung der Bestrahlungsziele und -volumina, umliegende Organe können besser als früher geschont werden. Mittels moderner Bestrahlungstechniken (IMRT, VMAT, RapidArc) werden bereits seit einigen Jahren individuelle, an den Tumor angepasste Bestrahlungen geplant und durchgeführt.