30 Minuten moderates Sporttraining verbessert kognitive Leistung
Welchen Einfluss hat die Sportintensität auf unsere kognitiven Leistungen? Und ist diese Wirkung bei gesunden Menschen anders als bei Menschen mit ADHS? Darüber hat Dr. Aylin Mehren von der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am UKB in ihrer Doktorarbeit geforscht. Nun widmet sich ihre Arbeitsgruppe „Sport und Neurokognition“ diesem Thema in einer groß angelegten Studie.
Was passiert nach 30 Minuten moderatem Training im Gehirn eines gesunden Menschen? Dazu hat Dr. Mehren im Rahmen ihrer Doktorarbeit 32 gesunde Probandinnen und Probanden sowohl nach einer moderaten Sportaktivität als auch nach einem hochintensiven Training in einem MRT untersucht. Das Ergebnis: Das schonende Training mit einer Herzfrequenz von 65-75 Prozent der maximalen Herzfrequenz verbessert signifikant die kognitive Leistung. Im Rahmen des Experiments wurde den Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern eine Buchstabenreihenfolge gezeigt. Dabei sollten sie bei jedem Buchstaben eine Taste betätigen, exklusive eines bestimmten Buchstaben. Nach einem moderaten Training konnten die Probandinnen und Probanden ihre motorische Antwort besser unterdrücken als nach einer Kontrollintervention (Ansehen eines Films). „Im MRT haben wir auch eine Veränderung der Gehirnaktivität im Frontalkortex beobachtet. Das Ergebnis ist sehr gut auf den Alltag übertragbar. Das heißt: Eine komplexere Aufgabe lässt sich besser lösen, wenn man davor eine Runde mit moderater Intensität joggt“, resümiert Dr. Mehren.
Nach dem hochintensiven Sport dagegen hat die Forscherin keine Verbesserung der komplexeren kognitiven Fähigkeiten gemessen. „Allerdings haben wir schnellere motorische Antworten verzeichnet. Die Probanden konnten schneller reagieren“, so Dr. Mehren. Vor dem Experiment wurde jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer einer Leistungsdiagnostik unterzogen. Die Personen mit einer höheren Fitness haben auch bessere Leistungsergebnisse erzielt.
In einer zweiten Studie wurden erwachsene Patientinnen und Patienten mit ADHS nach einer moderaten Sporteinheit untersucht. Auch hier hat Dr. Mehren verbesserte Reaktionen bei den kognitiven Aufgaben und verbesserte Aufmerksamkeitsprozesse registriert. Die Hirnaktivierung war erhöht, jedoch waren hier nicht die für die gesunden Menschen typischen Gehirnareale aktiv. „Wir haben beobachtet, dass sich bei der Gruppe mit ADHS die Aktivität der motorischen und der visuellen Gehirnareale gesteigert hat. Wir sprechen dabei von den kompensatorischen Gehirnarealen“, erläutert die UKB-Psychologin. Das Fazit der Forscherin: Auch für Patientinnen und -patienten mit ADHS sei es ratsam, Sport zu betreiben, bevor sie sich den anspruchsvolleren Aufgaben widmen.
