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Geschichte des Zentrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde

Im Jahre 1891 wurden Privat-Dozent Heinrich Boennecken zwei Zimmer im Keller der Chirurgischen Universitätsklinik Bonn zur Verfügung gestellt, um Studenten der Medizin in die Extraktion von Zähnen einzuweisen. Da die Räumlichkeiten schnell zu klein wurden, richtete er noch im gleichen Jahr im 1. Obergeschoß des Hauses "Am Hof 12" ein privates Institut mit drei Zimmern ein. Im Wintersemester 1897/98 übernahm Max Eichler die Leitung des Institutes. Er gründete 1899 in dem Privathaus "Am Hof 14" ein größeres Institut mit 10 Zimmern, zu denen ein großes OP-Zimmer, ein Saal mit sechs OP-Stühlen sowie Räume für metallurgische Arbeiten zählten. Dem damaligen Trend folgend, errichtete die Stadt Bonn 1912 unter der Leitung Eichlers eine Schulzahnklinik im 3. Obergeschoss des Hauses.

Im Wintersemester 1918/19 übernahm Alfred Kantorowicz das Institut und die Leitung der Schulzahnklinik. Er gliederte das Institut in eine technische Abteilung, eine Füllabteilung, eine Chirurgische Abteilung sowie die Städtische Schulzahnklinik. 1924 kam die Orthodontische Abteilung hinzu. Das Institut konnte nach dem ersten Weltkrieg einen guten studentischen Zulauf verzeichnen und bildete 1920 ca. 300 Studenten aus. Infolge dieser Kapazitätserweiterung war die Verstaatlichung zum "Zahnärztlichen Universitätsinstitut" im Jahre 1921 sowie die Ernennung von Kantorowicz zum ordentlichen Professor eine notwendige Konsequenz. 1925 konnte schließlich das gesamte Haus "Am Hof 14/Römerplatz" als Zahnklinik ausgebaut werden.

Unter der Leitung von Professor Erwin Hauberrisser wurde 1934 die Bezeichnung des Instituts in „Klinik für Mund-, Zahn- und Kieferkrankheiten“ umgewandelt. 1935 bestand kurzzeitig die Gefahr, dass die Klinik aufgrund unzulänglicher Raumkapazitäten durch das Berliner Wissenschaftsministerium aufgelöst werden sollte. Nach Übernahme der Klinikleitung durch Professor Friedrich Wilhelm Proell konnte dieses Vorhaben jedoch erfolgreich verhindert werden.

Am 18. Oktober 1944 wurde die „Universitätsklinik und Poliklinik für Mund-, Zahn- und Kieferkrankheiten“, Am Hof/Römerplatz, bei einem Bombenangriff vollständig zerstört. Im April 1945 wurden provisorische Klinikräume in der Landwirtschaftlichen Hochschule, Nußallee 1, von der Besatzungsmacht freigegeben.

Im Jahr 1946 ging die Klinikleitung auf Professor Gustav Korkhaus über. Der Unterricht für die klinischen und vorklinischen Kurse wurde in zwei angemieteten Räumen in Privathäusern, Koblenzer Str. 100 und 104, wieder aufgenommen. Die Räumlichkeiten konnten 1949 erweitert werden. Ein Neubau war dennoch unumgänglich und wurde seit 1952 unter der Leitung von Korkhaus vorangetrieben. Am 18. November 1960 wurde der Neubau in der Welschnonnenstraße 17 in einem Festakt eingeweiht.

Nach der Emeritierung von Professor Dr. Gustav Korkhaus, der über viele Jahre die Bonner Universitätszahnklinik als einziger Klinikdirektor fachübergreifend geleitet hatte, wurde ab 1966 die Eigenverantwortung der einzelnen Abteilungen ständig erweitert. 1966 übernahm Professor Dr. Dr. Eberhard Krüger die Leitung der Chirurgischen Abteilung, ab 1974 die Leitung der Abteilung für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. 1967 erhielten Ernst P. Sauerwein den Ruf auf den ordentlichen Lehrstuhl für Konservierende Zahnheilkunde, P.F. Gottfried Schmuth auf den Lehrstuhl für Kieferorthopädie. Auf den ersten Lehrstuhl für Zahnersatzkunde wurde Ende 1970 Professor Dr. Lorenz Hupfauf berufen. 1974 folgte die Berufung von Professor Dr. Dr. Siegfried Lehnert auf den Lehrstuhl für Zahnärztliche Chirurgie.

Der Schritt in die Autonomie durch Verselbständigung von zunächst 4, später 5 eigenen Polikliniken war vor allem in den Anfangsjahren mit einer Neustrukturierung des Aufgabenfeldes verbunden. Die ständig steigenden Patienten- und Studentenzahlen mussten ungeachtet einer vergleichsweise schlechten Personalsituation organisatorisch und abteilungstechnisch untergebracht werden.

Besonders erschwerend für den reibungslosen Betrieb innerhalb der Polikliniken wirkten sich seit Mitte der 80er Jahre die umfassenden Sanierungsmaßnahmen aus. Angefangen mit der dringend erforderlichen, statischen Abstützung des Gebäudes über eine schrittweise Erneuerung der veralteten Behandlungsplätze bis hin zur Grundinstandsetzung kompletter Abschnitte mit entsprechender Erneuerung der Inneneinrichtung wurde die Zahnklinik über viele Jahre zur Baustelle. Dies verlangte von allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Poliklinik ein Höchstmaß an Flexibilität und Toleranz gegenüber dem bautechnisch ständig veränderten Arbeitsumfeld. In dieser Phase entstanden ansprechende Behandlungsbereiche nach den neuesten Richtlinien der Ergonomie und Hygiene, moderne wissenschaftliche Labors und zukunftsweisende Unterrichtsräume, die schon damals allen Erfordernissen computergestützten Arbeitens entsprachen.

Heute repräsentiert das Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde alle zahnmedizinischen Fachdisziplinen in Forschung, Lehre und Krankenversorgung mit den selbständigen Einheiten der Poliklinik für Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie (Direktor: Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Kramer), der Poliklinik für Parodontologie, Zahnerhaltung und präventive Zahnmedizin (Direktor: Prof. Dr. Dr. S. Jepsen), der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik, Propädeutik und Werkstoffwissenschaften (Direktor: Prof. Dr. H. Stark) und der Poliklinik für Kieferorthopädie (Direktor: Prof. Dr. Dr. Christian Kirschneck).

Das Zentrum versteht sich als Krankenhaus, in dem alle Munderkrankungen behandelt werden. Das Spektrum reicht von Vorsorgemaßnahmen zur Bewahrung der Zahn- und Mundgesundheit bis hin zur stationären Tumorbehandlung. Im Sinne eines umfassenden Therapieangebotes ist das Zentrum für Zahn-, Mund und Kieferheilkunde in das Universitätsklinikum Bonn eingebunden, um die Ressourcen und Möglichkeiten aller medizinischen Fachdisziplinen nutzen zu können. Die Studierenden der Zahnheilkunde werden im Rahmen ihrer Ausbildung frühzeitig in allen Fachdisziplinen an die Patientenversorgung herangeführt. Die Konzeption der Klinik ermöglicht es, trotz der Größe des Hauses die Bedürfnisse der Patienten zu berücksichtigen und moderne Betreuungs- und Therapiekonzepte anzubieten. Das Einzugsgebiet des Zentrums reicht weit über Bonn und den Rhein-Sieg-Kreis hinaus.

 
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